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Susanne kommt nach Hause

Die Angst vor Schlangen speist sich aus a) einer empirischen und b) einer phänomenalen Quelle.

a) Die Dämonisierung der Schlangen, die zu einem scheinbar paranoiden unermüdlichen Ausrotten der Tiere führte, hat seinen realen Grund darin, dass zu viele Rindviecher wegen Bissen in die Schnauze tödliche Opfer wurden & werden. Zudem ereigneten sich in der anstrengenden Berglandwirtschaft zuweilen spektakuläre Begegnungen mit Kriechtieren*, die sich wie wahnhaft benahmen, denen man auch heute Aufmerksamkeit schenken sollte (bitteschön die Wirtin bei Laden über Tatz befragen).

b) Da die Erfahrungen des Bauernlebens nicht mehr allgemeingültigen Charakter haben, zählen für die allgemeine und eher diffuse Abneigung gegenüber Schlangen phänomenale Umstände. Weil das Kind viel zu wenig Schlangen zu sehen bekommt, besteht nur äußerst selten die Möglichkeit, sich ein Bild von den Geschwindigkeiten und Arten der Bewegungen des Tieres zu machen, wie sie bei Hund und Katze gründlich sich festigen. Was dann durchs ganze Leben lang die Angst auslöst, ist die Ahnungslosigkeit darüber, wohin die Schlange sich bewegen wird, mit welcher (unaufhaltsamen) Stetigkeit und mit welchem Tempo.

Es wurde die Erfahrung gemacht, dass bei einzelnen Begegnungen die Schlangen nach wie vor Angst machen (die nicht unbedingt groß sein musste, aber doch zu einem abwehrenden Schauern führte), bei anderen sie unverhofft wie Kuscheltiere erschienen, etwa dann, wenn eine aufgerollte schwarze Viper am Wegesrand zum Oeschinensee den Kopf zurückwirft und die Augen flehend weitet wie ein schwarzer Labrador, weil die Wolkenburg, die sich vor die Aprilsonne schob, es ihr doch verunmögliche, wegzukriechen.

Es sind zwei Erscheinungsweisen, die die Schlangen zu einem schönen Tier werden lassen, wenn ihr Wanderziel klar zu identifizieren ist (und dieses man nicht selbst ist...) oder wenn sich das Gefühl einstellt, die Schlange hätte einen selbst als Person wahrgenommen. Auf einen Schlag blickt die Natur durch sie, und es ist keineswegs eine monströse, sondern bloß aufmerksame, neugierige.

Wegen diesen Erfahrungen wurde das Ziel anvisiert, mindestens ein Bild einer nicht Angst einflössenden Schlange den Tieren abzujagen. Erst 2001 kommt es nach sechs aufeinander folgenden beutelosen Fotojagden zu einer Begegnung, die das Gewünschte zu zeigen und zu dokumentieren vermag. Auf Jolialp, wo schon am 29. 5. 2001 eine Viper fotografiert werden konnte (die sich aber während des Objektivwechselns bereits wieder verkrochen hatte), wird am 25. 6. 2001 auf dem Rückweg der Wanderung ein Tier abgebildet, wie es, recht beängstigend, unaufhaltsam irgendwohin sich bewegt.

Der Kopf befindet sich rechts.

Nach einer halben Stunde, während der die weitere Umgebung abgesucht wird, erscheint dasselbe oder ein neues Tier, jedenfalls nicht sichtbar anders als das erste, bei einem anderen gefällten Baumstamm.

2. Bild

Es wird klar, dass hier Susanne auf ihrem Weg nach Hause, das seit dem 29. Mai bekannt ist, beobachtet werden kann. Die Position wird gewechselt und gleich neben dem Hauseingang auf einem größeren Steinblock eingenommen.

Schnell schon kommt sie - und mit welch schönem Köpfchen! Da es klar ist, wohin des Wegs sie zieht, verflüchtigt sich jede Angst und Befangenheit.

Ein Zug durch den Körper, und sie ist in ihrer Burg.

        Schönen Abend gewünscht!


Statt Links anzugeben, wird der Tipp weiterempfohlen, im Google nach schlangen schweiz oder ähnlichem zu suchen. - Es gibt eine sehr interessante Site aus Graubünden, ebenso informative in Österreich und eine mit Schlangenbildern aus der ganzen Welt in Deutschland.

Ein informativer Link über Schlangen in der Schweiz: http://www.reptiles.de/Schweizer%20Schlangen.htm

Tipp zur Bibliotheksausleihe:
Harry W. Greene
Michael & Patricia Fogden (Photos)
Schlangen - Faszination einer unbekannten Welt, Basel 1999
Obwohl dieses Meisterwerk der aufklärenden Naturwissenschaft amerikazentriert ausgefallen ist (Nord- und Mittelamerika), macht es einem die Welt der Schlangen so intensiv und nichtsdestotrotz umfassend erfahrbar, dass nun auch über die Tiere in der eigenen Region weiter fantasiert werden kann. Die bewundernswerten Bilder, die wie abgründige Kunstwerke dastehen, sind durch diejenigen, die man im Internet findet, keineswegs ersetzbar.


Zusatz: Gibt es neuerdings Aussetzungen von Schlangen in der Schweiz? Nein.
Nach Auskunft der KARCH " (wäre) ein Abwerfen von Schlangen aus Helikoptern (oder jedes andere illegale Aussetzen von Kriechtieren) aus allen nur erdenklichen Gründen völlig stumpfsinnig bzw. unmöglich und (ist) weder von der KARCH noch von anderen offiziellen Naturschutzorganen in der Schweiz je praktiziert worden noch (wird es einmal) praktiziert werden - auch nicht im Wallis".


*Zusatz August 01: Es scheint nahezu weltweit und für alle Schlangenarten zu gelten, dass nur harmlose, ungiftige und - als wichtigstes - beissunlustige wütende und bedrohliche Auftritte inszenieren. Je angsteinflössender eine Schlange sich aufführt, um so geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie giftig ist und dass sie beisst. Es sind also zwar keine Übertreibungen, wenn jemand von grauenhaften, gefürchigen Begegnungen mit Schlangen berichtet - aber gerade solche Arten würden zumindest in Europa niemals Bisse mit bleibendem Schaden tätigen.