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Ueli Raz
Scribble's errancing
Disco 1 (bis März 2006)
Disco 2
Disco 3 (ab Mai 2006)

Archive ab August 2005



Dezember 2005
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Nur in Scribble's errancing:


Notizbuchforum

S'güätzz Nöis gewünscht!




Schnaaggennd gäch embrüff,

lotzend wiit embrii -

doch rutschend zerscht emol

güet emuber ins

2006!



(Von Maunzi auf der Suche nach Archivmäusen gefunden, 2001.)
ur am 31. 12. 2005 um 10.51 Uhr [link]

Kurzatmigkeit

Om werden im kommenden Frühling im Luzerner KKL ein Revival Konzert geben. Die Befürchtung aus dem alten Gedächtnis, Christy Doran würde durch Geiz und Kurzatmigkeit im Ablauf seiner Gitarrenkünste nur zweifelhafte Höreindrücke Wirklichkeit werden lassen, scheinen zur Zeit fehl am Platz: auf einer diesjährigen CD mit der Band Doran-Stucky-Studer-Clarke und dem Titel Jimi, die ausschliesslich Hendrix-Titeln gewidmet ist, laufen sie im vollen Spiel ins Leere. Man hört ihm gerne zu, wie er im Älterwerden das tiefe, längere Atmen mit Hingabe neu erlernen will, denn auch das reife Herz soll pulsieren, nicht dümpeln. Den ins Unendliche und Phantastische strömenden Zug von Hendrix erreicht er nicht, aber zum Willen, in Ruhe ausgedehnter zu atmen, indem er die Aufgeregtheit in den gegebenen Stücken vorbeiziehen lässt, sagen wir mit Freude und Lust: Das wird wieder gut!
ur am 25. 12. 2005 um 19.46 Uhr [link]

Googlegefahr

Seit Tagen & Nächten beobachte ich mit Kummer das Treiben bei Google. Wir sind erst beim Vierundzwanzigsten - wie endet das alles an Silvester? Kann man da nicht eingreifen? Bääh, das dunkle undurchsichtige Treiben dieser Mäuse!



        

Wenn man denen zuschaut, wundert es einen nicht, dass man in Marburg wie Ursi auf der Achse von Cyriax das Ding, von dem die Mäuse ihr Futter bekommen, C.P. nennt - ganz konfus wird einem und man will nix davon genauer wissen.
Maunzi am 24. 12. 2005 um 11.18 Uhr [link]

Musik entsteht

Unendlich langer Traum, Diskussion auf dem Dorfplatz, lauer Sommerferienabend. Kein Streitgespräch, sondern sich entfaltendes unter Leuten, die sich gut verstehen. Gitarre auf den Knien, die von den anderen lange gar nicht gehört werden kann, so leise werden die Töne angeschlagen. Ab und zu deutliche Mollklänge, die Reihen aber Skalen. Moll also wie äolisch, als eine Möglichkeit neben anderen. Meist sind es Reihen, anniviardischer Yaman, mit Akzenten in anderes hinein (gestern gepfiffen, mit Schluss in Pilar). Eine Katze schleicht um mich und steigt auf die rechte Schulter, wo sie sich anschmiegt und wo sie immer schon hingehört. Die Töne sind mittlerweile gut zu hören, aber das Diskutieren geht weiter, jetzt mit Zuhören. Die Musik wird spannender, weil sie sich an Tsi Dong, die Katze anpasst. Sie macht mit, aber nicht wie ein Hund jaulen würde: sie tut nur so, aber man hört es. Unverhofft steht eine wunderschönste junge Frau links vor mir, die Dämmerung ist schon weit vorgeschritten, ich seh nur Silhouette, Brüste wie gestern im Zug von der jungen Tippenden, der Arsch schon sehr nah am Gitarrenhals: natürlich ist es Lala! Die Musik hat nun eine enorme Dichte erreicht, die Läufe sind rhythmisch verschachtelt mit starken und sehr lauten Akzenten mal in der Höh, mal in den Bässen. Fast nichts mehr von Skalen ist zu identifizieren, kein Yaman, kein Gitarrenmoll, aber richtig weg davon ist sie auch nicht. Lala räkelt sich nicht nur, sondern setzt zum Singen an. Aber mich drängt es zum Singen vorher, und Maunzi setzt nur knapp vor Lala ein (sie kennt ja nichts anderes als Fehler, die Katze). Und auch das ganze Fischerdorf macht einen Klang, nicht wie ein Chorgesang, fast nur ein aufmerksames Summen, wie wenn man klatschen will - nichts von Müssen, nur Wollen. Die Diskussion ist noch da, und doch auf einmal alles nur Musik. Sonnenuntergang: Nacht und Aufwachen. Nach dem Aufwachen langes Nachmusizieren: jetzt muss die Musik sich entscheiden und deutlich werden. Schön wäre es, es gelänge ihr, neu zu sein. Das war sie nur im Traum.
ur am 22. 12. 2005 um 07.34 Uhr [link]

Rauchverbot in allen Zügen

Ab heute darf in der Schweiz in keinem Zug mehr geraucht werden. Ich wäre dagegen. Die letzte Zigarette rauchte ich auf einer Reise vor ungefähr zehn Jahren, möglicherweise ist es einmal zu einer Ausnahme gekommen. Der Grund der Ablehnung liegt also nicht im eigenen Rauchbedürfnis, der Zusammenhang ist übler als ein bisschen Dampf in der Luft. Bis heute waren die Raucherabteile Refugien vor dem Geschwätz, der aufdringlichen überlauten Schwatzhaftigkeit. Was trieb, treibt und wird in aller Zukunft die Reisenden in den Zügen zum Reden treiben? Ein einziges Thema beherrscht die ganze Welt: der Fernsehabend gestern. Von heute an wird auch der hinterletzte Einzelreisende vom Kollektivschwatz niedergehalten. Der Fernsehlärm, der die Häuser unbewohnbar macht, beschiesst in der Form des hemmungslosen Redens über ihn den Flüchtenden ohne weitere Chance, wo immer er unterwegs ist. - Hätte der kleine Wichtigtuer bei den SBB, dessen neuestes Volksverbot sich so reibungslos durchsetzen liess, nur ein bisschen Mumm, er würde ihm sofort ein zweites auf die Reise schicken: "Gespräche in Zügen und auf Bahnhöfen der Schweiz über Fernsehsendungen sind verboten." Ich wäre sein erster Spitzel.
ur am 11. 12. 2005 um 19.49 Uhr [link]

Inner Mounting Flame

Es gibt Platten, die eine unübersehbare Spur im biographischen Schnee der privaten Musikgier hinterlassen, so frei der scheinen mag von der Gattung, der sie angehören. Zappa wehrte sich gegen das Maschinengewehrgehabe von John McLaughlin. Es gibt aber eine Zeit, in der seine Virtuosität nicht nur extremer war als in der späteren, sondern auch vermittelt in eine ästhetische Denkweise, die durchs Band grosse Musik entstehen liess. Beides ist dann zerfallen, die Virtuosität ins Blöde, die Ästhetik in Dünkel und Anbiederung an verstaubte Romantik.

The Inner Mounting Flame von 1972 aber sollte jedem Schwätzer im nächsten Jahr zum Pflichthören aufgehalst werden, der vorhat, unbescholtene BürgerInnen mit Mozartalien zu belästigen. Sie würden über Birds of Fire reden wollen.
lala am 6. 12. 2005 um 21.04 Uhr [link]

Totschweigen

In einer Zeit, da nichts im Versteckten gehalten werden kann und alle denkbaren Kommunikationsflüsse frei fliessen, entwickelt sich gegenläufig ein zentrales Moment des Sozialcharakters, das zum Zeichen einer ganzen Gesellschaft mutiert und unaufhaltsam vor sich hin wuchert. Das Totschweigen wird durch die Quellen des paranoischen Eigensinns und der narzisstischen Bequemlichkeit gespiesen, jedenfalls im Alltag. Seine Herkunft hat es aber im positivistischen Zwang, zur valablen Erkenntnis nur thematistisch Eingegrenztes anzuerkennen. So enthalten alle soziologischen Werke zur Arbeitslosigkeit einen dumpfen Zug der Rechtfertigung, weil sie nur so weit in dieses Feld vordringen und es bearbeiten, als Lösungen mit den gegebenen Gesamtverhältnissen diskutiert werden können. Der Schrecken der Arbeitslosigkeit wie auch diese selbst werden dadurch nicht zum festen Bestandteil des allgemeinen gesellschaftlichen Diskurses, sondern eben zu Hohlstellen, totgeschwiegenen. Sind die Dinge, nicht nur die der Wirtschaft, der Verwaltung und der Macht, sondern auch die der Künste und der Moral, erst einmal wegen den positivistischen Attacken, Zurichtungen und Züchtigungen - man spricht militärisch, dort - durch das Netz des Zusammenhangs hindurchgeschlüpft, stehen sie wie verloren im Raum der Geschichte und der Gesellschaften; völlig sinnlos, auch im privaten Bereich sie zum Thema zu machen. Wo es dennoch geschieht, haufenweise, ist das Totschweigen der lange Schatten der inszenierten Skandale in den infantilistisch dirigierten Medien. Ruck für Ruck, Skandal für Skandal zieht es die Menschen und die Menschheit hinab in die alte Höhle des Reiches der Schatten. Ob es wirkliche Wirklichkeit ist und das Reale im Ganzen, das Totschweigen, oder nur ein vorüberhuschendes Epiphänomen, Element unter den anderen modischen des Zeitgeistes und wie vieles zu sehen im Nachhinein abgeklärt? Sind die Skandale ästhetische Show allein, werden sie schuldiger als was sie zu beklagen vorgeben. Alles darf ästhetisch betrachtet werden, auch das eigene Leiden - das objektive Leid zu ästhetisieren war aber Sünde immer schon, wenn der künstlerische Akt die Mahnung unterdrückte, die einstens der Moral systematisch angehörte, heute zum Eingriff ins Politische, Administrative, Juristische und Ökonomische geriete, wenn hinter dem Ästhetischen mehr als nur Unfug stünde, alte Anstrengung.
ur am 5. 12. 2005 um 09.12 Uhr [link]

Für den Apfel

Zwei Tage lang höchster Arbeitsanstrengung hat es bedurft, bis die Disco auch Apfelesoterikern zugänglich gemacht werden konnte, mit allem Drum und Dran, allen Links und Bildelis. Soll mer se reinlassen? Ich bereu's schon jetzt, das's klar. Nicht eine Sekunde lang hat dieser Fleiss Spass gemacht, und den Firefox werd ich erst mal für ein paar Tage in der Schublade verstauen. Wenn die Katze schon so viel für den Apfel macht, will sie wenigstens hoffen, dass das neue Publikum sich nicht dazu aufgefordert sieht, die streng als Notizbuch begriffene Disco als freidoofes Forum zu missverstehen.
Maunzi am 3. 12. 2005 um 16.14 Uhr [link]






Ur    Lala   Tsi ("Doggy") Dong