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05. 12. 2005: "Totschweigen"


In einer Zeit, da nichts im Versteckten gehalten werden kann und alle denkbaren Kommunikationsflüsse frei fliessen, entwickelt sich gegenläufig ein zentrales Moment des Sozialcharakters, das zum Zeichen einer ganzen Gesellschaft mutiert und unaufhaltsam vor sich hin wuchert. Das Totschweigen wird durch die Quellen des paranoischen Eigensinns und der narzisstischen Bequemlichkeit gespiesen, jedenfalls im Alltag. Seine Herkunft hat es aber im positivistischen Zwang, zur valablen Erkenntnis nur thematistisch Eingegrenztes anzuerkennen. So enthalten alle soziologischen Werke zur Arbeitslosigkeit einen dumpfen Zug der Rechtfertigung, weil sie nur so weit in dieses Feld vordringen und es bearbeiten, als Lösungen mit den gegebenen Gesamtverhältnissen diskutiert werden können. Der Schrecken der Arbeitslosigkeit wie auch diese selbst werden dadurch nicht zum festen Bestandteil des allgemeinen gesellschaftlichen Diskurses, sondern eben zu Hohlstellen, totgeschwiegenen. Sind die Dinge, nicht nur die der Wirtschaft, der Verwaltung und der Macht, sondern auch die der Künste und der Moral, erst einmal wegen den positivistischen Attacken, Zurichtungen und Züchtigungen - man spricht militärisch, dort - durch das Netz des Zusammenhangs hindurchgeschlüpft, stehen sie wie verloren im Raum der Geschichte und der Gesellschaften; völlig sinnlos, auch im privaten Bereich sie zum Thema zu machen. Wo es dennoch geschieht, haufenweise, ist das Totschweigen der lange Schatten der inszenierten Skandale in den infantilistisch dirigierten Medien. Ruck für Ruck, Skandal für Skandal zieht es die Menschen und die Menschheit hinab in die alte Höhle des Reiches der Schatten. Ob es wirkliche Wirklichkeit ist und das Reale im Ganzen, das Totschweigen, oder nur ein vorüberhuschendes Epiphänomen, Element unter den anderen modischen des Zeitgeistes und wie vieles zu sehen im Nachhinein abgeklärt? Sind die Skandale ästhetische Show allein, werden sie schuldiger als was sie zu beklagen vorgeben. Alles darf ästhetisch betrachtet werden, auch das eigene Leiden - das objektive Leid zu ästhetisieren war aber Sünde immer schon, wenn der künstlerische Akt die Mahnung unterdrückte, die einstens der Moral systematisch angehörte, heute zum Eingriff ins Politische, Administrative, Juristische und Ökonomische geriete, wenn hinter dem Ästhetischen mehr als nur Unfug stünde, alte Anstrengung.






Ur    Lala   Tsi ("Doggy") Dong